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Alexander II.

Egor Botman. Alexander II. 1856
Egor Botman. Alexander II. 1856

Geburts- und Sterbetag

Alexander, geboren am 29. April 1818, war der älteste Sohn des Zaren Nikolaus I. (1796-1855) und seiner Ehefrau Alexandra Fjodorowna (1798-1860).

Er musste am 13. März 1881 in Sankt Petersburg aufgrund eines Attentates sein Leben geben.

Familie

Alexander ließ sich mit der deutschen Prinzessin Maximiliana Wilhelma Augusta Maria von Hessen-Darmstadt (1824-1880), die den Russisch-Orthodoxen Glauben annahm und damit zu Maria Alexandrowna wurde, vermählen.

Acht Kinder stammen aus dieser Ehe, unter ihnen der zukünftige Zar Alexander III.

Die Regierungszeit des Aktivisten, Reformisten und Diplomaten

Alexander II. war der Nachfolger des Zaren Nikolaus I., seinem Vater, ab dem Jahre 1855. Er regierte das Land bis 1881.

Frühling 1861.

Durch ganz Russland eilten Ausrufe, dass auf den schlammigen Dorfplätzen ein neues Gesetz des Zaren bekannt gegeben werden sollte, das dieser am 13. März 1861, am Jahrestag seiner Thronbesteigung, unterzeichnet hatte.

Millionen von Leibeigenen konnten es nicht fassen und hörten misstrauisch den Ausrufen zu: Zar Alexander II., der Sohn des Zaren Nikolaus I., hob die Leibeigenschaft auf.

Franz Krüger. Reiterporträt des Großfürsten Alexander Nikolajewitsch. 1832
Franz Krüger. Reiterporträt des Großfürsten Alexander Nikolajewitsch. 1832

Er wagte das geradezu Unmögliche, weil sich für ihn sonst kein anderer Weg bot.

Das Land hatte seinen Reichtum verloren, die Verwaltung war nicht weit entwickelt und voller Angst vor einem Aufstand der Leibeigenen.

Die innere Schwäche Russlands war auch die Ursache des drastischen Unterliegens im Krimkrieg, in den Nikolaus I. Russland impliziert hatte.

Der Versuch des Zaren, die Türkei niederzuschlagen, war infolge des Eingreifens von England und Frankreich kläglich gescheitert. Noch während des Krieges musste Alexander II., nach dem Tode seines Vaters, dessen schweres Erbe antreten.

Die Niederlagen aber ließen den Trend und zahlreiche andere kritisch denkende Russen erkennen, dass Russland aufhören würde, weiterhin als eine bedeutende europäische Macht zu gelten, wenn es nicht seine soziale und ökonomische Struktur von Grund auf wandelte.

Die Grundlage für diese Struktur aber bildete die Leibeigenschaft und Alexander II. hatte sie zerstört. Er gab damit seinem Volk ein geradezu ungeheuerliches Versprechen. Er schien auch bereit, dieses wirklich zu erfüllen, als er zugleich den Anstoß zu anderen Reformen gab.

Aber er schuf sich damit nur selbst immer neue Probleme und Schwierigkeiten.

Die Russen hatten von der Freiheit gekostet und dann kam erst der richtige Appetit.

Die Befreiung der Leibeigenen wandelte die meisten Bauern in Pächter, die über zu wenig Land verfügten; der Rest blieb an Kollektivfarmen gebunden.

Die früheren Leibeigenen schrien laut nach einer zweiten Neuordnung, die ihnen mehr Land und weitere Freiheiten bringen sollte.

Die Adeligen dagegen forderten eine Verfassung und eine Legislative.

Hier gebot Alexander II. Halt. Bald erkannten die Russen, dass es keine zweite Emanzipation, keine freien Reden und keine Legislative geben würde.

Unbekannter Künstler. Einzug von Alexander II. in Bukarest. 1877
Unbekannter Künstler. Einzug von Alexander II. in Bukarest. 1877

Einigen radikalen Studenten schien daher eine gewaltsame Revolution im Gegensatz zu einer Reform als einzige Hoffnung für ein neues Russland.

Am 16. April 1866, als Alexander II. in Sankt Petersburg seinen Wagen bestieg, schoss ein Student Namens Dimitrij Karakosow mit einer Pistole auf ihn. Der Schuss verfehlte den Herrscher, aber er löste neue Unterdrückungen aus.

Mit diesem Ereignis begann der Kampf zwischen den Revolutionären und den Zaren, der bis 1917 andauerte.

Studenten, die wegen ihrer radikalen Ideen der Universität verwiesen wurden, bildeten geheime Zellen mit dem Ziel der Errichtung eines demokratischen Regimes oder gar eines sozialistische Staates.

Die radikalsten Forderungen erhoben die „Nihilisten“, die den „fürchterlichen, völligen, allgemeinen und mitleidlosen Untergang der Gesellschaft“ predigten und die „völlige Emanzipation und Glückseligkeit des Vollerstrebten“.

Geheime Druckpressen schütteten das Propagandamaterial aus, geheime Werkstätten fälschten Reisepässe.

Den höchsten Regierungskreisen gelang es, in die Revolution einzudringen.

So gehörte auch die zarte Tochter des Generalgouverneurs von Sankt Petersburg, Sofia Perowskaja, zu den Nihilisten.

Verschwörungen lösten Unterdrückungen aus und Unterdrückungen brachten neue Verschwörungen.

Eine Mine wurde unter Alexanders II. Zug gelegt, doch der Zar blieb unverletzt.

Ein Revolutionär schmuggelte eine Dynamitbombe in den Winterpalast und zündete sie, als Alexander II. gerade Gäste erwartete. Die Bombe tötete und verwundete vierzig Wachsoldaten, der Zar entging wiederum dem Anschlag.

Während sich der revolutionäre Geist immer weiter ausbreitete, empfahlen seine Ratgeber Alexander II., doch endlich eine gesetzgebende Versammlung einzuberufen, um die Unterstützung des Volkes zurückzugewinnen. Der Zar stimmte dem zu und unterzeichnete am 13. März 1881 das Dokument, das Russland ein großes Stück weiter auf dem Wege zur Demokratie führen sollte.

Die Stelle in der Auferstehungskirche, wo Alexander II. tödlich verletzt wurde
Die Stelle in der Auferstehungskirche, wo Alexander II. tödlich verletzt wurde

Doch am gleichen Tag, als Alexander II. verschiedene Truppeneinheiten besichtigt hatte und sein Wagen auf dem Rückweg zum Winterpalast war, warf ein Nihilist eine Bombe. Sie verwundete mehrere Kosaken der Leibgarde. Der Zar verließ seine Equipage, um den Verwundeten beizustehen und mit dem Attentäter zu kommunizieren.

Als sich ein Offizier nach seinem Befinden erkundigte, antwortete er: „Ich bin, Gott sei Dank, unverletzt.“ Doch mit den Worten „Es ist zu früh, Gott zu danken!“ warf ein junger Mann eine zweite Bombe aus kürzester Entfernung.

Alexander II. ging schwer verletzt zu Boden und äußerte nur noch den Befehl: „Nach Hause – sterben.“ Anschließend verlor er das Bewusstsein.

Zwei Stunden später stellten die Ärzte seinen Tod fest.

Unter den fünf Attentätern, die man verhaftete und hinrichtete, war auch Sofia Perowskaja.

Auf dem Platz, auf dem Alexander II. tödlich verblutete, wurde die Erlöserkirche in russischem Stil zu Ehren des Zaren erbaut.

Die Ermordung Alexanders II. kündete neue Gewalttaten an. Dieses Bild verfolgte die zwei Zaren nach ihm wie ein Gespenst.