Maria Fjodorowna und Paul I. wurden am 23. Dezember 1777 Eltern ihres ersten Sohnes, Alexander Pawlowitsch Romanow, der am 01. Dezember 1825 starb.
Alexander I. heiratete die deutsche Prinzessin Luisa Maria Augusta von Baden-Baden (1779-1826), die kurz darauf als Elisabeth Alexejewna den Russisch-Orthodoxen Glauben annahm. Sie gebar zwei Töchter, die jedoch bereits im Kindesalter verstarben.
Alexander I. trat die Thronfolge nach der Ermordung seines Vaters, Paul I., an.
Während seiner Herrschaft wurde Zarskoje Selo wieder zur Regierungsresidenz der Zarenfamilie.
Der Herrscher ließ dort eine Eliteschule für Jungen aus höheren Ständen einrichten. Diese besuchte im Jahre 1811 der zu diesem Zeitpunkt 12-jährige Alexander Puschkin.
Als der Enkel Katharinas der Großen 1801 den Thron bestieg, zeigte er sich entschlossen, die Lage der Leibeigenen endlich zu verbessern. Er folgte seinem Vater, dem Zaren Paul I., der durch eine Palastrevolution sein Ende gefunden hatte.
Alexander I. schaffte die Geheimpolizei ab, begnadigte Tausende von politischen Gefangenen und untersagte die bisher ausgeführte Tortur beim Verhör.
Ebenso schaffte er die Folter und Prügelstrafe ab und öffnete Russland, das sich unter Katharina II. und Paul I. so verschlossen hatte, die Türen zu liberalen ausländischen Ideen.
Studenten war es wieder gestattet, ins Ausland zu reisen, westliche Bücher fanden Eingang in Russland und in russischen Verlagen erschienen Werke, die zur Grundlage einer neuen russischen Literatur und Kultur wurden.
Alexander I. war der Lieblingsenkel Katharinas der Großen, die ihm viel Zeit widmete. Er erfuhr eine ordentliche Erziehung und lernte viel über Politik und Autokratie.
So war er zu Beginn seiner Regierungszeit sehr zielstrebig, ideenreich, voller Energie und hatte das große Bedürfnis, sein Land zu überholen und zu liberalisieren.
Das Ziel seines Entwurfes war es, eine klare Gewaltenteilung in gesetzgebende, ausübende und richterliche Funktion unter Mitwirkung von Vertretern des ganzen Volkes, sogar der Bauern-Klasse, herbeizuführen.
Es war eine Zeit historischer Spannung.
Doch Alexander I. wurde von Napoleon abgelenkt.
Die Napoleonischen Kriege verzögerten sein Vorhaben.
Obwohl Alexander I. friedlicher Natur war und sich zuerst aus der großen Auseinandersetzung zwischen Frankreich und den anderen Ländern heraushalten wollte, gelangte er schließlich immer mehr zu der Überzeugung, dass er eine göttliche Mission zu erfüllen hatte, im Widerstand gegen „den Unterdrücker Europas und den Weltfriedensstörer“.
Als Napoleon, in der Hoffnung, der Herr ganz Europas zu werden, wenn er Russland besiegte, zum großen Schlag ausholte und sich den Weg nach Moskau erkämpfte, musste er sich während des russischen Winters geplagt von Hunger, Kälte und den Überraschungsangriffen der Russen geschlagen zurückziehen.
Daraufhin kam Alexander I. an die Reihe.
Erfüllt von dem Gefühl eines göttlichen Auftrags, trieb er seine Armeen an.
Er versammelte um sich eine Koalition der europäischen Mächte, erzielte eine ganze Reihe militärischer Erfolge und marschierte schließlich am 31. März 1814 triumphierend in Paris ein, wo er zusammen mit den anderen verbündeten Monarchen Napoleon vom Thron stürzte.
Es begann der Wiener Kongress, der einen der glänzendsten Höhepunkte in der Laufbahn Alexanders I. bedeuten sollte. Gelang es ihm doch, hier jenes Bündnis zustande zu bringen, das seinen ureigensten Stempel tragen sollte.
Er konnte heimziehen und Russland einen neuen Frieden geben.
Aber wieder einmal in der Geschichte Russlands wurden die leeren Versprechungen nicht erfüllt. In den vierundzwanzig Jahren mit Alexander I. als Herrscher erlangten nur 47000 von den zwei Millionen Leibeigenen ihre Freiheit. Die Verfassung, die die Aufhebung der Leibeigenschaft beinhaltete, vermoderte in einem Aktenregal.
Russlands Kultur war trotz seiner jungen Adeligen, der Dichter und Journalisten noch nicht so weit fortgeschritten.
Hätte Alexander I. die Leibeigenschaft durch einen Erlass abgeschafft und die Aristokraten ihrer Feldarbeiter und Hausdiener beraubt, so hätte er seinen Kopf verloren.
Obwohl er die ehrliche Absicht hegte, eine konstitutionelle Regierung zu errichten, konnte er sich doch nie zu einer wirklich entscheidenden Tat aufraffen. Sein Wesen blieb gespalten und kein Mensch vermochte je zu sagen, was er wirklich dachte.
So unterließ es Alexander I., weiterhin die Hoffnung seines Landes zu sein. Immer mehr Menschen, die über eine Revolution flüsterten, fanden sich zusammen, denn ein Windhauch der Freiheit wehte noch immer in der Welt.
Der Zar Alexander I., niedergedrückt von den enttäuschenden Fehlschlägen seiner Innenpolitik, begann von Abdankung zu sprechen.
Alexander I. war achtundvierzig Jahre alt, als ihn ein schweres Fieber befiel und am 01. Dezember 1825 wurde bekannt gegeben, dass er in Taganrog auf der Krim gestorben sei.
Jener Hauch des Mystisch-Geheimnisvollen, von dem er sein ganzes Leben umgeben gewesen war, endete nicht mit seinem Tod.
Beharrlich hielt sich die Überlieferung unter dem Volk, dass Alexander I. gar nicht gestorben sei, sondern seinen Tod nur habe vortäuschen lassen, um fortan das Leben eines heiligen Pilgers führen zu können.
Mehrfach hörte man von einem Einsiedler namens Fedor Kusmitsch, dem angeblich vom nachfolgenden Zaren eine unerklärliche Ehrerbietung entgegengebracht worden sei und der seine Tage als heiliger Mann im Jahre 1864 in Sibirien beschloss.
Niemand wird die Wahrheit dieser Legende überprüfen können, doch ging immerhin in den Jahren nach 1920 eine Nachricht durch die Presse, dass die bolschewistische Regierung den Sarg Alexanders I. habe öffnen lassen, mit der Erkenntnis, dass dieser leer gewesen sei.
Alexanders I. Tod oder Verschwinden ließ Russland für den Augenblick in einer schweren Verwirrung zurück.
Der Zar konnte sich bis zu seinem Lebensende nicht verzeihen, seinen eigenen Vater, durch sein stummes Einverständnis für einen Komplott, vom Thron gestoßen zu haben und damit an dessen Tod mitverantwortlich gewesen zu sein.
Alexander I. blieb kinderlos. Somit ging die Thronfolge an seinen Bruder Nikolaus.
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